Vorstands-Neuwahlen erfolglos - Verein in Zukunft ohne Fußball?
Engelthal (dh) – Der SC Engelthal blickt auf ein schwieriges und problematisches Jahr zurück. Die Zukunft der Fußballabteilung ist ungewiss, nachdem für die neue Saison keine Senioren-Fußballmannschaft mehr gemeldet werden konnte. Zudem konnten die Vorstandsposten bei der turnusgemäßen Neuwahl noch nicht besetzt werden. Abhilfe soll hier eine strukturelle Veränderung an der Vereinsspitze bringen.
Vorstand Bernd Heidner musste bei der Jahreshauptversammlung auf ein schwieriges Vereinsjahr zurückblicken. Ein großer Verlust für den Verein war zudem der überraschende Tod des Kassiers und Ehrenmitglieds Georg Lehr, dessen Arbeit für den Verein Heidner nochmals würdigte. Auch in 2014 musste der Verein einen Mitgliederrückgang um 40 Mitglieder verzeichnen (30 Neueintritte, 68 Austritte, zwei Todesfälle). Ein Grund war dabei auch der Weggang zahlreicher Fußballer zum Ende der letzten Saison. Zum 31.12.2014 hatte der Verein damit 538 Mitglieder (285 männlich, 253 weiblich).
„Es fällt mir etwas schwer …“, begann Heidner seinen Bericht über die Situation im Fußball-Bereich. Bereits in der Saison 2013/2014 musste die 2. Mannschaft wegen Spielermangels abgemeldet werden, „nun ist eingetreten, was im Hinblick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zu befürchten war“. „Nach der Winterpause zeichnete sich eine ungute Entwicklung ab“, so Heidner, „die Mannschaft wirkte leblos, mit sich selbst beschäftigt und konnte kaum ein Spiel gewinnen“. Die Folge war der Abstieg aus der Kreisklasse nach dem verlorenen Entscheidungsspiel gegen den FSV Weißenbrunn.
Nachdem durch interne Probleme schon einige heimische Spieler nicht mehr zur Verfügung standen, wollten die meisten auswärtigen Spieler nach dem Abstieg nicht mehr weiter für den SC Engelthal spielen, obwohl für die neue Saison bereits ein neuer Trainer gefunden war. Auch die angestrebte Spielgemeinschaft mit dem SV Offenhausen scheiterte nach Absage, Zusage und erneuter kurzfristiger Absage durch den SVO. Konsequenz war, dass der Spielbetrieb – wie schon einmal vor fast zehn Jahren – im Seniorenbereich komplett eingestellt werden musste.
„Wir haben nicht nur nicht genug Spieler, wir haben auch niemanden, der bereit wäre, sich um den Spielbetrieb zu kümmern“, fasste Heidner die Gesamtsituation zusammen. So gäbe es keinen Abteilungs- oder Spielleiter, keinen Betreuer und keinen Trainer – weder im Erwachsenen- noch im Juniorenbereich. Viele Aufgaben, die eigentlich durch Verantwortliche in der Fußball-Abteilung übernommen werden müssten, blieben so an wenigen Personen innerhalb der Vorstandschaft hängen. „Innerhalb des Gesamtvorstands besteht insoweit Einigkeit, dass der gesamte Spielbetrieb im Sommer eingestellt werden muss, falls sich hieran nichts ändert“, umschrieb der Vorstand die Problematik und die Zukunftsaussichten. Abschließend bedankte sich Heidner nochmals bei Erwin Hirschmann, der die 1. Fußballmannschaft in den zurückliegenden sechs Jahren mit guten Erfolgen trainierte.
Im Juniorenbereich arbeitet der SCE mit dem SV Offenhausen, dem SV Henfenfeld, dem FC Reichenschwand und dem FC Hersbruck in Form von Spielgemeinschaften zusammen. Auch bei den Kleinfeldmannschaften kann der Verein keine eigenen Mannschaften mehr melden, die Jüngsten aus Engelthal spielen derzeit beim SV Offenhausen, wobei es auch hier keinen Betreuer des SCE gibt. Weniger bis keine Probleme gibt es dagegen in den anderen Abteilungen des Vereins wie Gymnastik (Rückengymnastik, Bauch/Beine/Po, Pilates), Kinderturnen, Tennis, Karate/Kobudo, Volleyball und Leichtathletik (über die LG Hersbrucker Alb).
Daneben verwies der Vorstand auch auf die verschiedenen gesellschaftlichen Veranstaltungen des Vereins und bedankte sich bei den zahlreichen Helfern. Für den finanziellen Bereich konnte der kommissarische Kassier Dieter Haas dagegen Positives berichten. Im abgelaufenen Jahr konnte wegen niedriger Kosten ein größerer Überschuss erzielt werden. Verbunden mit den Tilgungen konnten damit auch die Gesamt-Verbindlichkeiten des Vereins weiter auf einen relativ geringen Restbestand gesenkt werden.
Ein weiteres Problem für den SCE ist die ungewisse Zukunft des leerstehenden Schulgeländes mit den beiden Turnhallen, die der Verein für seine Angebote benötigt. Bürgermeister Günther Rögner konnte dazu jedoch keine konkreten Neuigkeiten verkünden, es zeichne sich aber ab, dass zumindest die kleine Halle abgerissen werden muss. Er bedauere die derzeitige Situation des Vereins, die Gemeinde könne diese Probleme aber nicht lösen, so Rögner.
Bei der turnusgemäßen Neuwahl stellten sich dann weder Heidner noch der 2. Vorstand Johannes Liebel, die beide seit 14 Jahren an der Spitze des Vereins stehen, zur Wiederwahl. Da sich auch niemand aus der Versammlung bereit erklärte, diese Posten zu übernehmen, wurden die weiteren Wahlen abgebrochen. In ihren Ämtern bestätigt wurden die derzeitigen Sparten-/Abteilungsleiter, wobei aber weiterhin ein(e) Abteilungsleiter(in) für den Bereich Turnen/Gymnastik fehlt.
Aufgrund der Satzung bleibt der bisherige Vorstand damit vorerst weiter im Amt. Im März soll ein weiterer Anlauf für die Neuwahlen unternommen werden. Bis dahin will die Gesamtvorstandschaft über strukturelle Veränderungen an der Vereinsspitze nachdenken. Ziel ist eine Verteilung der Vereinsarbeit auf mehrere Schultern durch konkrete Aufgabenverteilung und Neuordnung der Zuständigkeiten für bestimmte Bereiche, z.B. für die sportlichen Angebote, für das Sportheim, die Sportanlagen oder für gesellschaftliche Veranstaltungen.
Aber auch bei einer geänderten Organisationsstruktur werden neue und weitere Mitglieder benötigt, die sich für den Verein engagieren. Vorstand Heidner sieht den Verein derzeit „an einem Wendepunkt oder Scheideweg“, auch in Bezug auf die Sportanlagen. „Wir brauchen neue Ansätze und Ideen sowie Leute, die diese umsetzen“, forderte Heidner, der damit auch einen Aufruf an alle Mitglieder startete, den Verein nicht im Stich zu lassen und sich einzubringen. Abschließend mahnte er, dass „es mit dem Verein nur weitergehen kann, wenn ein funktionierender Vorstand da ist“.